Das Hameau: die Story hinter dem ehemaligen Holländerdörfl

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Schutzhütte am Hameau in Wien Neuwaldegg
Die Schutzhütte am Hameau. Bild ©Astrid Eishofer

 

Am Höhenrücken zwischen Exelberg und Dreimarkstein liegt der höchste Punkt von Neuwaldegg, einem Teil des 17. Wiener Gemeindebezirkes Hernals. In den 1950er und 60er Jahren sind die Leute in Massen auf den Hügel an der Grenze zu Niederösterreich gepilgert, um die kleine Landidylle am Rande der Großstadt zu genießen. Dieser Ort liegt 464 Meter hoch und wird Hameau genannt, was so gar nicht wienerisch klingt – genauso wenig wie Holländerdörfl, die zweite Bezeichnung dafür. Wo diese Namen herkommen, welche Geschichte dahinter steckt und warum das Hameau so beliebt ist, obwohl es scheinbar viel weniger zu bieten hat als andere Ausflugsziele – in diesem Artikel blicken wir gemeinsam hinter die Fassade und am Ende verrate ich euch noch einen besonders schönen Weg dorthin. 

 

Blick von der Schutzhütte am Hameau auf die Wiese. Bild: Februar 2021, © Astrid Eishofer
Blick von der Schutzhütte am Hameau auf die Wiese. Bild: Februar 2021, © Astrid Eishofer

 

Reise in die Vergangenheit

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Anhöhen in Wien und Umgebung wartet am Hameau kein Ausblick auf die Stadt. Einen Spielplatz sucht man ebenfalls vergebens und auch Jausenstation gibt es keine. Es ist einfach nur eine hübsche Wiese im Wienerwald mit Holztischen, Bänken und einer Schutzhütte. Dennoch gibt es gute Gründe, warum Stadtwanderer, Freizeitsportler und Erholungsuchende gerne herkommen:

  1. Die Lage in unmittelbarer Nähe zur Schwarzenbergallee
  2. Stadtwanderweg 3 führt auf die Anhöhe, genauso wie viele andere Pfade, auf denen man den Wienerwald in allen möglichen Richtungen erkunden kann
  3. die Mountainbike-Strecke, die nach dem Hameau benannt ist 
  4. das kleine Cardio-Training erledigt sich bergauf gleich mit
  5. last but not least: herrliche Waldluft, die bereits von den Adeligen im 18. Jahrhundert geschätzt wurde. Genau zu dieser Zeit entwickelte sich das Hameau vom Punkt auf einer Landkarte hin zum Freizeit-Hotspot.

 

Schwarzenbergallee in Neuwaldegg. Bild: Februar 2021, © Astrid Eishofer
Schwarzenbergallee in Neuwaldegg. Bild: Februar 2021, © Astrid Eishofer

 

Der Graf und sein Holländerdörfl 

1765 kaufte ein gewisser Graf Franz Moritz von Lacy die Herrschaft Neuwaldegg. Frische Luft und ländliche Idylle sollten zur persönlichen Erholung des Feldmarschalls mit irisch-russischen Wurzeln beitragen. Nur wenige Jahre später veranlasste er die Errichtung eines englischen Parks, der in den darauffolgenden 30 Jahren konsequent erweitert wurde. Dazu zählte alles, was in Bezug auf die damalige Landschaftsgestaltung hipp war: Staffagebauten, Pavillons, Teiche, Statuen, seltene Pflanzen. Der Grundstein für den heutigen Schwarzenbergpark war gelegt.

Der höchste Punkt des Parks war etwas Besonderes. Um seine Gäste adäquat unterbringen zu können, ließ Lacy genau dort 17 ebenerdige Hütten erbauen, nur seine persönliche Unterkunft verfügte über ein Stockwerk. Außen erschienen die Herbergen recht einfach, doch innen sollen sie für damalige Verhältnisse durchaus komfortabel gewesen sein. Nach holländischem Vorbild wurde vor jeder Hütte ein Baum gepflanzt, weshalb das Hameau bis heute auch als ehemaliges Holländerdörfl bezeichnet wird.

 

Vom Holländerdörfl zum heutigen Hameau

Als Graf Lacy seinen Park für das Volk geöffnet hatte, blieb das Holländerdörfl weiterhin ausschließlich seinen Gästen vorbehalten. Nach seinem Tod (1801) verfiel es allerdings und wurde letztendlich abgetragen. Begraben ließ sich Lacy in seinem geliebten Wald, etwas abseits der heutigen Schwarzenbergallee. Dort ruht er in einer kleinen Kapelle, die wie ein griechischer Tempel anmutet.

 

Das Grab von Graf Franz Moritz von Lacy - eine kleine Kapelle mitten im Wald, die wie ein griechischer Tempel aussieht.
Das Grab von Graf Franz Moritz von Lacy – eine kleine Kapelle mitten im Wald, die wie ein griechischer Tempel aussieht.

 

Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Hameau immer mehr zum Hotspot für Erholung suchende Städter. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dort oben sogar eine richtige Gaststätte mit mehreren Gebäuden betrieben. Im Winter kamen die Leute zum Skifahren und im Sommer einfach nur um die Natur zu genießen. Als der Restaurationsbetrieb bei einem Brand zerstört wurde, war Schluss mit der Bewirtung am Hameau. Mit steigendem Wohlstand konnten die Wiener*innen nämlich öfter weiter wegfahren und ein neuer Gastrobetrieb hätte sich wohl nicht gerechnet. Heute steht nur noch ein Schutzhaus auf der Anhöhe.

 

Holztische und Bänke laden zum Entspannen ein.

Rundherum nichts als Wald. Die kleine Freizeitoase am Rande der Großstadt wird gerne besucht, weil sie relativ schnell und einfach zu erreichen ist. Für viele Mountainbiker und Wanderer liegt das Hameau einfach auf der Strecke. Wer möchte, findet entlang der nahe gelegenen Schwarzenbergallee genug Einkehrmöglichkeiten. Während der Pandemie ist das freilich anders – da empfiehlt es sich, die Jause selbst einzupacken.

 

Hier findet ihr die Route unseres Power Walks zum Hameau
inklusive Fakten und Wegbeschreibung

 

Quellen & Infos

  • Wikipedia 
  • austria-forum.org/af/AustriaWiki
  • wien.gv.at
  • Google Maps

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